Sinneswandel in Nürnberg: Zwischen Schule und Dunkelheit

Im Juli unternahm die Klasse E11 des Berufsschulzentrums Neuendettelsau – die Eingangsklasse der Ergotherapie-Ausbildung – einen informativen und eindrucksvollen Ausflug nach Nürnberg. Ziel war zunächst die Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung (BBS), anschließend stand ein Besuch im „Erfahrungsfeld der Sinne“ auf dem Programm.

Besuch der BBS Nürnberg

Am Vormittag wurden wir in der BBS herzlich empfangen und erhielten einen ausführlichen Vortrag über das besondere Profil der Schule. Im Fokus standen dabei die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen mit sonderpädagogischem Förderbedarf sowie die verschiedenen Einsatzbereiche von Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten innerhalb des schulischen Umfelds.

Das Schulgebäude ist speziell für sehbehinderte Schülerinnen und Schüler konzipierte. Durch durchdachte architektonische Lösungen wie tastbare Bodenmarkierungen, kontrastreiche Gestaltung und barrierefreie Zugänge wird dort eine inklusive Lernumgebung geschaffen. Für uns als angehende Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten war dieser Einblick in ein sonderpädagogisches Setting besonders wertvoll, da er viele Schnittstellen zu unserer zukünftigen beruflichen Tätigkeit aufzeigte.

Besonders beeindruckend war auch die Information über die Ausbildung zur Medizinischen Tastuntersucherin (MTU). Dabei handelt es sich um einen Beruf, in dem blinde oder sehbehinderte Frauen anhand ihres besonders feinen Tastsinns Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen durchführen – genauso präzise wie ein Ultraschallgerät überhaupt sein kann.

Erfahrungsfeld der Sinne: Dunkelerfahrung

Nach einer kurzen Mittagspause in der Nürnberger Innenstadt besuchten wir das Erfahrungsfeld der Sinne. Dort stand ein besonderes Erlebnis auf dem Programm: die Dunkel-Erfahrung. In völliger Dunkelheit wurden wir von blinden Guides durch verschiedene Stationen geführt und konnten uns dabei ausschließlich auf unsere übrigen Sinne verlassen.

Diese Erfahrung war für viele von uns sehr eindrucksvoll. Sie verdeutlichte eindringlich, wie stark unsere Wahrnehmung im Alltag von visuellem Input geprägt ist – und wie herausfordernd, aber auch bereichernd es sein kann, sich auf andere Sinneskanäle zu konzentrieren. Für unsere Ausbildung war dieser Perspektivwechsel besonders bedeutsam, da sensorische Erfahrungen und ihre Bedeutung für die Alltagsbewältigung eine zentrale Rolle in der Ergotherapie spielen.

Ein gelungener Lerntag

Der Ausflug nach Nürnberg bot unserer Klasse wertvolle Einblicke in die sonderpädagogische Praxis sowie tiefgehende Selbsterfahrungen im Bereich der Wahrnehmung. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten, die diesen lehrreichen Tag ermöglicht haben.

Text und Bilder: Anne Karsten-Wannecke

Besondere Gestaltung des Schulgebäudes für Menschen mit Sehbehinderung.
Sortieren von Münzen anhand ihrer Form.
Kleiner Spaziergang mit dem Blindenstock.
Spezielles Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel für blinde Menschen.
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